Die Erinnerung an die alte Heimat zu pflegen und das geistige und kulturelle Erbe an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben, diese Aufgabe hat neben anderen Vertriebenenverbänden die Kreisgemeinschaft der Lötzener übernommen.
Sie üben damit eine großartige Vorbildfunktion aus; denn Sie leben und zeigen jungen Menschen – wie mir - wie unverzichtbar die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft ist.
Flüchtlinge und Vertriebene strömten nach Schleswig-Holstein und nach Neumünster: Der Anteil der Flüchtlinge in unserer Stadt betrug in den Jahren 1946 und ..47 fast 25 % der Gesamtbevölkerung. Diese große Zahl von 16.000 Flüchtlingen und der damit verbundene Anstieg der Gesamt-Bevölkerungszahl bedeutete für die Stadt Neumünster - in ihrer äußerst schwierigen Nachkriegslage - eine besondere Herausforderung, die aber die Neumünsteraner Bürger gemeinsam mit den Vertriebenen in ganz besonders bemerkenswerter Weise gemeinsam gelöst haben.
Neben der besonderen Herausforderung für das Schulwesen galt es die Frage der Unterkunft anzugehen und so feierte man im März 1950 die Grundsteinlegung der Hans-Böckler-Siedlung, die in dieser Drucksache ja eine ganz besondere Rolle spielt.
Gestatten Sie mir bitte an dieser Stelle einen kurzen Werbeblock: Das Buch „Flüchtlinge in Neumünster“ von Carsten Obst wurde 2007 herausgegeben und er zeigt auf, wie aus Heimatvertriebenen echte Neumünsteraner wurden und erinnert an die großartige Integrationsleistung, die zum Beispiel für ganz Schleswig-Holstein avancierte.
Ich meine, dass wir stolz darauf sein können, wie in Neumünster Alteingesessene und Flüchtlinge zusammengewachsenen sind und dass es unsere Aufgabe ist, Flucht und Vertreibung als Teil unserer Geschichte anzunehmen, als ein Stück zukunftsfähiger Kultur des Erinnerns und der Mahnung.
Zu einem Teil dieser Kultur gehört in Neumünster die Arbeit der Kreisgemeinschaft Lötzen:
Und ich bedaure sehr, auch wenn ich selbst daran nicht unbeteiligt war, dass es in den letzten Wochen – in der öffentlichen Wahrnehmung - darum ging, was uns die Wahrung der Kultur und die Arbeit der Vertriebenenverbände „wert ist“.
Aber …. und das sage ich ausdrücklich….. diese Debatte musste angesichts der schlechten Haushaltslage der Stadt Neumünster geführt werden.
Denn trotz / oder gerade wegen der großen Wertschätzung für die Arbeit der Lötzener Kreisgruppe haben wir in der Ratsversammlung die Aufgabe, den sehr geringen finanziellen Handlungsspielraum – besonders nach den Konsolidierungs-beschlüssen im letzten Jahr – im Sinne möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger einzusetzen.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dem Geschäftsführer der Wohnungsbau Neumünster, Herrn Honsberg, ausdrücklich für sein unbürokratisches Engagement zu danken und bin sicher, dass sich „Unwegbarkeiten“ im Bezug auf den feuchten Keller und fehlende Quadratmeter in Zusammenarbeit mit der Verwaltung klären lassen.
Auf jeden Fall – wäre bei Ihrer aller Zustimmung, um die ich hiermit herzlich bitte – eine barrierefreie Ausstellungsfläche geschaffen, mitten im Herzen der Böcklersiedlung – in der Sudetenlandstraße – nur wenige Meter von der Lötzener Straße entfernt,
Und es wäre mein Wunsch, dass mit der heutigen Entscheidung ein Signal der Ratsversammlung an die Kreisgemeinschaft der Lötzener aber auch an alle anderen Vertriebenenverbände ausgeht:
Wir danken Ihnen, für die Erinnerungsarbeit aber auch für Ihre Zuwendung zur Zukunft!
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