PRESSEBERICHT DER FU UND JU DES CDU-KREISVERBANDES NEUMÜNSTER ZUM...

03.11.2011

PRESSEBERICHT DER FU UND JU DES CDU-KREISVERBANDES NEUMÜNSTER ZUM THEMA „HAT PISA UNRECHT? SIND DIE STÄNDIGEN VORWÜRFE DER OECD GEGEN DAS DEUTSCHE BILDUNGSSYSTEM BERECHTIGT?“

Auf einer vornehmlich von jungen Leuten besuchten Veranstaltung der Frauen- und Jungen Union kritisierte Professor Dr. Hans-Carl Jongebloed von der Universität Kiel - bundesweit bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen, Reden und Veranstaltungen - die ständigen Vorwürfe der Wirtschaftsorganisation OECD, auch verantwortlich für den PISA-Test: Die Behauptung, das deutsche Schulsystem sei ungerecht, weil das Gymnasium als einzig möglicher Weg zum Abitur durch soziale Selektion Kindern aus soziokulturell benachteiligten und Migrantenfamilien den Aufstieg durch Bildung verwehre und damit ihnen die Zukunft verbaue.

OECD und PISA aber übersehen dabei, dass Deutschland bereits seit sehr langer Zeit ein eigenständiges pädagogisch abgesichertes Berufsbildungssystem besitzt, das andere Länder, besonders die angelsächsischen, nicht kennen. Dort spricht man nur von Jobs.    
Anhand anschaulich und übersichtlich gestalteter Vergleichstabellen erläuterte Professor Jongebloed das gesamte deutsche Schulsystem von der Primarstufe (Kindertagesstätte und Grundschule) über Sekundarstufe I (Gymnasium, Regional- und Gemeinschaftsschule) sowie Sekundarstufe II (Gymnasium, Gemeinschaftsschule und Berufsbildende Schulen mit Beruflichem Gymnasium, Fachoberschule, Berufsoberschule). Aus Sicht der PISA-Forschung und ihrer nur auf 15jährige Schüler /innen der Sekundarstufe I begrenzten Ergebnisse könne deshalb das Berufsbildungssystem mit seinen darin möglichen Bildungsangeboten gar nicht in den Blick geraten; denn die Berufsbildenden Schulen gehören als ganzes in die Sekundarstufe II; denn die PISA-Daten der 15jährigen Schüler, so Professor Jongebloed, sagen überhaupt nichts darüber aus, welche Bildungswege die Schüler/innen nach Verlassen der Sekundarstufe I einschlagen werden, außer man behaupte, Gymnasien und Gemeinschaftsschulen seien die einzigen zum Abitur führenden Schulen. 
Viele Schüler der Berufsbildenden Schulen haben das Abitur bestanden (in Neumünster z. B. 30%, in Kiel 40%) und studiert, die als 15Jährige die Real- oder Hautschule besuch haben und einige von ihnen sind sogar Professor geworden, obwohl sie nicht aus der bürgerlichen Bildungsschicht stammten.Umgekehrt habe auch nicht alle Gymnasiasten aus bürgerlichen Elternhäusern ihr Abitur geschafft. 
Die in Deutschland bestehende Chancenungerechtigkeit für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ist ein gesellschaftliches Problem, das man nur möglichst früh angehen muß, z.B. durch intensive Frühförderung und Familienhilfen. Diese nicht zu leugnende Chancenungerechtigkeit kann aber nicht allein dem deutschen Schulsystem angelastet werden, das über eine sehr große Durchlässigkeit verfügt und jedem Bildungswilligen auch noch in späteren Jahren eine entsprechende Fortbildungsmöglichkeit bietet. 
   
Sighild Klamt
Vorsitzende der Frauen-Union CDU Kreisverband Neumünster